Der Weg zum Familienhund: Was ein Welpe im ersten Lebensjahr lernen sollte
Von der Wurfkiste bis zur Leinenführigkeit – wer wann was lernt
Die ersten zwölf Lebensmonate eines Hundes sind entscheidend – sie prägen nicht nur das Verhalten, sondern auch das Vertrauen und die Beziehung zu uns Menschen. Doch was muss ein Welpe im ersten Jahr eigentlich lernen? Und wer trägt wann welche Verantwortung?
In Deutschland dürfen Welpen frühestens **ab der vollendeten 8. Lebenswoche** abgegeben werden – das bedeutet: **Die Sozialisierung beginnt bereits beim Züchter.**
🍼 Phase 1: 3. bis 8. Lebenswoche – Die Grundlagen beim Züchter
Ein verantwortungsvoller Züchter legt in dieser sensiblen Phase das Fundament für einen stabilen, neugierigen und alltagstauglichen Hund.
Was der Welpe hier idealerweise lernt:
Kontakt zu Menschen: Erwachsene, Kinder, Besucher, verschiedene Stimmen und Gerüche
Alltagsreize kennenlernen: Staubsauger, Fernseher, Küchenaktivitäten, fremde Geräusche
Verschiedene Untergründe und Umgebungen: Teppich, Fliesen, Wiese, Gitter, Holz etc.
Erste Pflegemaßnahmen: Pfoten halten, Ohren ansehen, leichtes Bürsten
Spiel mit den Wurfgeschwistern– wichtig für Sozialverhalten und Beißhemmung
Stubenreinheit vorbereiten: z. B. durch klar definierte „Löseplätze“
Erste Trennungserfahrungen: kurze Momente ohne Geschwister oder Mutterhündin
👉 Ziel: Der Welpe kennt bereits grundlegende Reize und zeigt sich interessiert, nicht panisch oder überfordert.
🏡 Phase 2: 9. Woche bis ca. 16. Woche – Ankommen und Umgewöhnen
Der Umzug in die neue Familie ist ein großer Schritt – gewohnte Gerüche, Routinen und Bezugspersonen fehlen. Jetzt braucht der Welpe vor allem eines: **Sicherheit und Orientierung**.
In dieser Phase wichtig:
Neue Tagesstruktur kennenlernen (Futterzeiten, Spaziergänge, Ruhephasen)
Stubenreinheit weiter festigen
Bindung zur neuen Bezugsperson aufbauen
Name lernen, erste Signale wie „Sitz“, „Komm“, „Nein“
Positive Erfahrungen sammeln mit fremden Menschen, Hunden, Verkehr, Stadt/Land
Ruhiges Alleinbleiben in Mini-Schritten
💡 Tipp: Je entspannter und strukturierter die neue Umgebung ist, desto leichter fällt dem Welpen die Eingewöhnung.
🎓 Phase 3: Ab dem 4. Monat – Lernen, üben, festigen
Jetzt beginnt die eigentliche Grunderziehung – idealerweise aufbauend auf dem, was der Welpe bereits kennt.
Lernziele:
Klassische Kommandos: Sitz, Platz, Bleib, Komm, Nein, Aus
Rückruftraining – mit positiver Bestärkung
Leinenführigkeit: am Anfang kurze Strecken ohne Ziehen
Impulskontrolle üben: z. B. Warten vor dem Futternapf
Frustrationstoleranz aufbauen: nicht immer alles sofort bekommen
Ruhige Zeiten akzeptieren lernen
🧠 Phase 4: 6. bis 12. Monat – Pubertät & Persönlichkeitsentwicklung
Willkommen im „wilden Alter“ – auch bei Hunden sorgt die Pubertät für Hormonchaos und Grenztests. Jetzt heißt es: Dranbleiben, aber fair bleiben.
Schwerpunkte:
* Gelerntes regelmäßig festigen
* Rückruf und Aufmerksamkeit trotz Ablenkung trainieren
* Struktur geben und Konsequenz zeigen
* Mentale Auslastung (z. B. Nasenarbeit, Tricks, kleine Aufgaben)
* Erste Gewöhnung an längeres Alleinbleiben
📝 Fazit:
Ein gut sozialisierter Welpe ist kein Zufall, sondern das Ergebnis von Teamarbeit:
👩🍼 Der Züchter bereitet vor,
🏡 Die neue Familie übernimmt und entwickelt weiter.
Mit Geduld, Verständnis und Freude am gemeinsamen Lernen wird aus einem tapsigen Welpen ein sicherer und entspannter Begleiter fürs Leben.